Roger Lothmann: „Wir dürfen nicht tatenlos zuschauen“

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Roger Lothmann ist CEO der TIMEPARTNER Personalmanagement GmbH und der ZAQUENSIS GmbH. TIMEPARTNER war die treibende Kraft für die Verfassungsbeschwerde gegen das Arbeitsschutzkontrollgesetz. Im Interview erläutert Roger Lothmann die Hintergründe.  

Nach TIMEPARTNER haben sich mit Unterstützung der Branchenverbände BAP und iGZ drei weitere Personaldienstleister der Verfassungsbeschwerde angeschlossen. Auch die Partner im Unternehmerbündnis Zeitarbeit stehen hinter dem Vorhaben. Weshalb ist die Verfassungsbeschwerde so wichtig für die Zeitarbeitsbranche?

Die Politik lässt die Zeitarbeit für Verfehlungen anderer büßen. Uns fehlt jegliches Verständnis für die politische Entscheidung, die Zeitarbeit in der Fleischindustrie zu verbieten. Wir können nicht tatenlos zuschauen, wenn zu unrecht ein Branchenverbot ausgesprochen wird, es könnte eine Blaupause für weitere Branchen sein. Durch dieses Gesetz leidet der Mittelstand der Wirtschaft sehr. Doch der Arbeitsmarkt braucht uns.

Gibt es bereits Bestrebungen gegen die Arbeitnehmerüberlassung in anderen Branchen?

Vor Beginn der Corona-Krise gab es politische Bemühungen, die Zeitarbeit in der Pflege zu verbieten. Der Grund: Die Arbeitsbedingungen in der Zeitarbeit sind häufig besser als in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Hier zeigt sich deutlich, wir werden als Branche nicht verstanden. Die Zeitarbeit wird zu Unrecht für Probleme zur Verantwortung gezogen, für die sie nichts kann. Wir werden sehen, wie sich dies nach der Bundestagswahl im Herbst 2021 weiter entwickeln wird.

Was sind die aktuellen Themen, die den Arbeitsalltag eines Personaldienstleisters einschränken?

Wir benötigen dringend ein flächendeckendes funktionierendes Internet. Deutschlandweit gibt es sehr enorme Unterschiede. Dabei ist der Bedarf groß, insbesondere jetzt, wo viel digital und remote funktionieren muss. Ich hoffe, dass wir hier in den nächsten Jahren schneller voran kommen. Natürlich gibt es noch viele andere Themen, aber dieses brennt mir aktuell besonders unter den Nägeln.

Welche einzelne politische Maßnahme zur Digitalisierung würde dem Arbeitsmarkt helfen?

Diese Frage lässt sich leicht beantworten, es ist die digitale Unterschrift: Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin noch mit der Schreibmaschine unterwegs. Wir fahren Verträge zum Kunden und bringen sie dann wieder zurück. Die Schriftformerfordernis ist längst überholt.