Integration erleichtern

Der Arbeitsmarkt hilft Menschen aus der Ukraine – und braucht Hilfe

Menschen aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist zumindest formal leichter geworden. In den vergangenen Wochen sind mehr als 360.000 Menschen nach Deutschland geflohen, das meldete aktuell das Bundesinnenministerium (BMI). 84 Prozent von ihnen sind Frauen; mehr als die Hälfte ist mit ihren minderjährigen Kindern gekommen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil: „Wir rechnen damit, dass viele Geflüchtete auch länger bleiben werden“. Der Arbeitsmarkt soll dabei eine zentrale Rolle für eine gelungene Integration bilden. Die Massenzustromrichtlinie der EU macht es erstmals möglich, dass die Geflüchteten aus der Ukraine einen sicheren Aufenthaltsstatus haben und sofort arbeiten dürfen. (§ 24 Absatz 1 Aufenthaltsgesetz). 2015, während der großen Fluchtbewegung aus Afghanistan, Syrien und dem Irak, sah es anders aus: Die Menschen aus diesen Ländern mussten und müssen auch heute noch zeitaufwendige Asylverfahren durchlaufen, bis sie einer Arbeit nachgehen können.

Großer Rückhalt in der deutschen Gesellschaft

Für die Ukraineflüchtlinge ist eine Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit laut § 31 der Beschäftigungsverordnung nicht notwendig. Der Rückhalt in der deutschen Bevölkerung für dieses Vorgehen ist groß, knapp zwei Drittel der Deutschen befürworten den erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für geflüchtete Menschen (Umfrage Tagesspiegel April 2022). Der deutsche Arbeitsmarkt kann helfen und braucht selber Hilfe – zuletzt waren infolge des Arbeits- und Fachkräftemangels 1,7 Millionen Stellen offen. Ukrainische Arbeitskräfte gelten als gut ausgebildet. Die größte Hürde ist häufig die Sprache. Zumindest in der digitalen Ansprache gelingt es gut, diese zu überwinden.

Beispielsweise wurden schon wenige Tage nach Kriegsbeginn die Plattformen Job Aid Ukraine und UA Talents gegründet. Auf den Vermittlungsportalen können Unternehmen kostenlos Stellen für Geflüchtete veröffentlichen. Große Unternehmen wie SAP, Deutsche Bank oder Zalando unterstützen die beiden karitativen Projekte. Die Jobofferten reichen von Softwareentwicklern über Pflegekräfte bis hin zu Lkw-Fahrer und Lagerarbeiter. Auch Arbeitsplätze in der Zeitarbeit sind für die Menschen aus der Ukraine zugänglich, so das Bundesarbeitsministerium. Und die haben große Erfahrung mit Arbeitsmarktintegration.

Erleichterte Rahmenbedingungen, auch für Integration durch Personaldienstleister

Viele Personaldienstleister und Zeitarbeitsunternehmen werben mit mehrsprachigen Recruiting-Websites um die Arbeitskräfte aus der Ukraine. Sie bieten ihre Unterstützung bei der Wohnungssuche an, begleiten bei Behördengängen und helfen bei der Suche nach geeigneter Kinderbetreuung. „Personaldienstleister haben große Erfahrung darin, sprachliche Hürden für Menschen aus der EU und anderen Ländern zu überwinden. Das gelingt, indem wir zum Beispiel gezielt passende Projekte oder passende Einsatzunternehmen finden, mehrsprachige Arbeitsanweisungen anbieten und vieles mehr“, so Roger Lothmann, Sprecher des Unternehmerbündnis Zeitarbeit und CEO der Timepartner Personalmanagement GmbH. „Auch, wenn es zuerst um humanitäre Hilfe und Sicherheit geht: Arbeit kann dabei helfen, dass die geflüchteten und oft traumatisierten Menschen ihre Notsituation besser verarbeiten.