Andreas Brohm: „Der Gesetzgeber bremst uns aus“
Als neuer Partner im Unternehmerbündnis Zeitarbeit fordert Andreas Brohm, Geschäftsführender Gesellschafter der iperdi Hauptverwaltung GmbH, mehr Flexibilität für den Zeitarbeitsmarkt. Er vermisst den Masterplan, um Deutschland aus dem Fachkräftemangel zu führen.
Sie engagieren sich neu im Unternehmerbündnis Zeitarbeit. Warum haben Sie sich der Gruppe führender Personaldienstleister angeschlossen?
Für mittelständische Unternehmen ist es alleine schwer, sich Gehör zu verschaffen. Das Unternehmerbündnis Zeitarbeit fokussiert wichtige und kritische Themen für einen modernen und flexiblen Arbeitsmarkt. Für Unternehmen muss es wieder einfacher werden, zusätzliches externes Personal flexibel einsetzen zu können.
Welches Thema ist Ihnen aktuell besonders wichtig?
Für iperdi sind Innovationen wichtig, die unsere Dienstleistung einfacher machen. Es geht darum, Daten besser zu nutzen und Prozesse zu optimieren, damit weniger Zeit bis zur Besetzung eines Einsatzes vergeht. Dieses Thema treibt aktuell viele Unternehmen um. Es braucht dringend weitere verlässliche Softwarepartner, die auf Schnittstellen und Zusammenarbeit setzen.
Im April 2021 trat das Arbeitsschutzkontrollgesetz in Kraft, das sektorale Verbot der Zeitarbeit in der Fleischindustrie. Timepartner hat dagegen Verfassungsbeschwerde erhoben, unterstützt durch die Verbände iGZ und BAP. Weshalb ist das so wichtig für die Zeitarbeitsbranche?
Aus unserer Sicht ist das ein sehr wichtiger Schritt. Die Zeitarbeitsbranche wurde für etwas abgestraft, mit dem sie nichts zu tun hat. Dagegen müssen wir uns wehren. Die Bauhauptbranche ist bereits seit Jahren für uns gesperrt, ohne dass das Arbeitsministerium dieses uralte Gesetz hinterfragen würde. Weshalb eigentlich?
Welche politische Maßnahme wünschen Sie sich für die Zeitarbeit?
Der Gesetzgeber bremst uns aus: Wir wünschen uns gleiche Arbeitgeberrechte und Digitalisierungsmöglichkeiten, die in anderen Branchen auch gelten. Das würde es uns und der Wirtschaft leichter machen, flexibel agieren zu können. Das gilt beispielsweise auch für die Höchstüberlassungsdauer. Es hat sich gezeigt, dass diese Regel weder für Zeitarbeitnehmer noch für Einsatzunternehmen Vorteile bringt. Es braucht wirksame Wege, damit unausgegorene Gesetze wieder verändert werden können.
Zeitarbeit und New Work: Welche Rolle kann die Zeitarbeit in der neuen Arbeitswelt einnehmen?
Zeitarbeit ist eine Beschäftigungsform, die sehr flexibel auf Kunden- wie auch auf Bewerberwünsche eingehen kann. Ich glaube jedoch nicht unbedingt, dass die Zeitarbeit Trendsetter ist, sondern dass sie sehr früh sich ändernde Forderungen im Arbeitsmarkt spürt und sie aufnimmt. Wir können Wünsche und Bedürfnisse viel schneller abbilden, als es anderen möglich ist.
Hier ein Beispiel: Viele Mitarbeiter aus Pflege und Gesundheitswesen sind in die Zeitarbeit gewechselt, weil wir individuelle Wünsche nach individuell gestaltbaren Arbeitszeiten abbilden können. Es ging weniger um das Geld. Kundenunternehmen, vor allem wenn größere, können das nicht ohne weiteres realisieren.
Aktuell ist der Arbeitsmarkt von der Beschaffungsseite her sehr schwierig.
Ja, das ist ungewöhnlich, denn wir befinden uns noch in einer Pandemie mit gebremstem Wirtschaftswachstum, doch wir haben einen enormen Fachkräftemangel. In vielen Bereichen haben wir Nachwuchsprobleme, kaum jemand geht noch in die duale Ausbildung. Diese Lücke müssten wir mit externen Fachkräften auffangen. Bisher sehe ich in der Politik wenig Bewegung, es gibt keine gesamtwirtschaftliche Lösung, wie sie beispielsweise Länder wie Kanada praktizieren. Das wird den Branchen selbst überlassen. Es fehlt leider der Masterplan.
Andreas Brohm
Geschäftsführender Gesellschafter
iperdi Hauptverwaltung GmbH