„Die Zeitarbeit muss sich weiterentwickeln“

Sebastian Walter von Blickle GmbH im Gespräch mit Unternehmerbündnis Zeitarbeit

Sebastian Walter von Blickle GmbH im Gespräch mit Unternehmerbündnis Zeitarbeit

Sebastian Walter, Senior Personalreferent beim Einsatzunternehmen Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG, über die neuen Anforderungen an Zeitarbeitsfirmen und warum klassische Modelle bald ausgedient haben.

Mit 1.300 Mitarbeitenden weltweit nutzt Blickle Räder+Rollen seit vielen Jahren die Zeitarbeit, um flexibel auf Auftragsspitzen zu reagieren. Wie schätzen Sie aktuell die Rolle der Zeitarbeit für Ihr Unternehmen ein, und wohin könnte sich dieses Modell in Zukunft entwickeln?

Blickle LogoZeitarbeit ist für uns nach wie vor ein wichtiges Instrument, um flexibel auf Schwankungen im Arbeitsaufkommen reagieren zu können. Doch ich sehe eine Veränderung am Markt: Die klassische Zeitarbeit für einfache Helfertätigkeiten wird es in dieser Form in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht mehr geben. Die Lohnunterschiede sind im Vergleich zu anderen sozialen Absicherungen, wie etwa dem Bürgergeld, nicht groß genug.

Wenn die klassische Arbeitnehmerüberlassung für einfache Helfertätigkeiten an Bedeutung verliert, welche Art von Dienstleistung wird ein Unternehmen wie Blickle dann in Zukunft benötigen?

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass wir unsere eigenen Erwartungen und Ansprüche anpassen müssen. Künftig könnten wir auch Bewerbern eine Chance geben, die nicht perfekt ins Profil passen, und stärker in Ausbildung investieren. Wir denken darüber nach, wie wir langfristig Personal aufbauen können und sind offen für Lösungen, die über die reine Arbeitnehmerüberlassung hinausgehen. Der Fokus könnte sich in Richtung Qualifizierung und Schulung verschieben, damit die Mitarbeiter besser auf unsere spezifischen Anforderungen vorbereitet sind. Die Zusammenarbeit mit Personaldienstleistern wird sich möglicherweise mehr auf spezialisierte Qualifikationen und gezielte Programme konzentrieren, um diese Anforderungen zu erfüllen.

Ist die Rekrutierung von Arbeitskräften aus dem EU-Ausland eine Alternative für Blickle? Ist das eine Lösung für Sie, um den Bedarf an Arbeitskräften langfristig zu sichern?

Bisher haben wir keine Fachkräfte aus dem EU-Ausland eingestellt, hauptsächlich wegen der sprachlichen und kulturellen Hürden. Unsere Unternehmenssprache ist Deutsch, und Arbeitssicherheit hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Ich sehe da potenzielle Risiken, wenn die Kommunikation nicht reibungslos funktioniert, besonders bei sicherheitsrelevanten Abläufen.

Unser Standort liegt auf der Schwäbischen Alb, eine eher ländliche Region. Für internationale Fachkräfte kann es eine Herausforderung sein, sich hier einzuleben. Uns ist es wichtig, dass sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen und langfristig bei uns bleiben.

Die sprachliche und kulturelle Integration ist für Fachkräfte aus dem EU-Ausland sicherlich nicht einfach. Große Unternehmen lösen dies oft, indem sie Anweisungen in mehreren Sprachen anbieten oder Vorarbeiter einsetzen, die verschiedene Sprachen sprechen. Wäre das für Blickle auch eine Option?

In der Theorie sicherlich, aber für uns in der Praxis schwierig umzusetzen. Unternehmen wie Amazon haben natürlich die Ressourcen, Sicherheitsanweisungen in mehreren Sprachen zu verfassen und mehrsprachige Vorarbeiter einzusetzen. Bei uns wäre der Aufwand jedoch unverhältnismäßig hoch, da wir im Durchschnitt nur etwa zehn Zeitarbeitnehmer beschäftigen. Diese Art der Umsetzung ist für mittelständische Unternehmen wie Blickle nicht so leicht realisierbar, insbesondere in unserer ländlichen Region.

Sie arbeiten aktuell mit nur drei ausgewählten Personaldienstleistern zusammen. Weshalb setzen Sie auf diese wenigen Partner?

Wir erwarten von unseren Dienstleistern vor allem Qualität, Verlässlichkeit und eine schnelle Reaktionszeit. Bei Bedarf benötigen wir innerhalb von 14 Tagen geeignete Profile. Zudem schätzen wir Transparenz – uns ist es wichtig, dass die Dienstleister klar kommunizieren, wenn sie keine passenden Kandidaten finden. Diese enge Zusammenarbeit garantiert uns eine hohe Passgenauigkeit und eine effiziente Kommunikation. So erhalten wir zuverlässig Profile, die unseren Erwartungen entsprechen, und können uns voll auf die Qualität und Verlässlichkeit dieser Partnerschaften verlassen.